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Nachstehend ein Überblick über die Industrialisierung des Kantons Solothurn im 19. Jahrhundert.

Der Kanton Solothurn blieb im 19. Jahrhundert tendenziell im Vergleich zu einigen anderen Kantonen länger stark landwirtschaftlich geprägt. Eine Ausnahme gab es: Die Hammerschmiede Gerlafingen, die heutige Stahl Gerlafingen AG, war eine Gründung des Jahres 1818, aus Mitteln der damaligen Adelsfamilie von Roll, die zusammen mit wenigen anderen Patrizierfamilien auch das politische Leben des Kantons noch dominierte.

Nach der demokratischen Revolution von 1831 verschob sich auch das wirtschaftliche Leben zusehends hin zum aufstrebenden Bürgertum. Eines der ersten Anzeichen davon war 1837 die Kantonale Ersparniskasse in Solothurn, wohin v.a. die gesellschaftliche Mittelschicht ihr Geld zur verzinslichen Anlage bringen konnte.

1857 folgte ihr die Solothurner Bank in der Hauptstadt. Sie galt zwar als "Handelsbank", aber wegen des noch immer geringen Handelsvolumens im Kanton vergab auch sie noch zum überwiegenden Teil Hypotheken. Diese Hypotheken waren zum grossen Teil noch gar nicht im heutigen Sinne Wohnbau-Kredite, sondern wurden primär für die Landwirtschaft ausgestellt.

1869 dann trat die Hypothekarkasse, die erste eigentliche Hypothekenbank auf den Plan. Sie wurde in einer ersten Phase vorab durch Spargelder der Ersparniskasse refinanziert.

Zwischenzeitlich waren auch einige weitere Industrieunternehmen entstanden, etwa 1856 die Uhrenfabrik Dr. Girard & Schild in Grenchen, die heutige Eterna AG (damals noch mit Wasserrad-Antrieb) und 1865 die Papierfabrik Biberist. Zudem war Olten um die Mitte des Jahrhunderts zum Kreuzungspunkt der wichtigsten schweizerischen Dampfeisenbahn-Linien auserkoren worden, was der Industrialisierung in den folgenden Jahrzehnten einen weiteren Schub verlieh. In Kriegstetten ferner wurde in den 1880ern ein kleines Elektrizitätswerk in Betrieb genommen. Die Gründung der Kantonalsektion der Sozialdemokratischen Partei 1883 deutet auf die steigende Bedeutung der Industrie-Arbeiterschaft im politischen Leben hin.

Der Solothurner Bankkrach dann fiel 1886 in eine Periode der beschleunigten Industrialisierung. Infolge von Misswirtschaft war die Hypokasse in beträchtliche Schieflage geraten und musste zur Rettung vom Staat mit Geld versorgt und danach mit der Solothurner Bank zur neuen staatlichen Kantonalbank zwangsfusioniert werden.[1].

Auch am Staatshaushalt ist überdies die Solothurner Industrialisierung abzulesen. Schon vor dem Bankkrach war er nicht gut aufgestellt, das Reinvermögen etwa war nur wenig höher als in den 1850/60er Jahren. Grund dafür war erstens, dass es noch keine Einnahmen aus direkten Steuern gab, auch wenig Steuern der noch jungen Unternehmen und zweitens die hohen Staatsausgaben zwecks Finanzierung der mit der Industrialisierung zusammen hängenden Infrastrukturen.

Anmerkung[]

  1. Mittlerweile hatte ja auch die Kantonalbank wieder ihren Misswirtschafts-Skandal und wurde - reprivatisiert - wieder zur Solothurner Bank umbenannt

Quellen[]

Vorab Markus Angst: Der Solothurner Bankkrach und die Verfassungsrevision von 1887 (Diss.)

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